Episode 5
Wieso brauchen wir Wildreservate wie Botlierskop?
Die meisten Menschen denken bei Wildreservaten nur an Orte, an denen sie wilde Tiere sehen können. Aber das, was Du für Deinen Aufenthalt bezahlst, bietet viel mehr als nur ein bequemes Bett und einen Frühstückskaffee.
Jaco Koekemoer vom Botlierskop Game Reserve erklärt, was diese Reservate für den Naturschutz tun: Hör zu, wie sie Aliens bekämpfen, wie sie mit ihren Nachbarn zusammenarbeiten, um die Rotschnabelmastvögel (red-billed Oxpeckers) zu retten, und wie einigen Geparden das Jagen beigebracht werden muss.
Jaco erzählt uns von der 300-jährigen Geschichte des Reservats (kurz und bündig!) und von der Art der Gäste, welche die Ranger gerne auf Pirschfahrt hat.
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Botlierskop Game Reserve: https://www.botlierskop.co.za/
Ashia Cheetah Conservation: https://ashia.co.za/
Flechtbäume oder Black Wattle Trees: https://invasives.org.za/fact-sheet/black-wattle/
Red-Billed Oxpecker: https://de.wikipedia.org/wiki/Rotschnabel-Madenhacker
South African Tourism: https://www.southafrica.net/
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Transcript
Folge 5 - Wieso brauchen wir Wildreservate wie Botlierskop?
Willkommen zu einer neuen Folge von Africa with André, wo wir Afrika feiern, One Story at a Time.
[:Das Originalinterview könnt ihr in meinem englischen Podcast hören. Lieben Dank an dieser Stelle an Johannes Roessler, der hier auf Deutsch für den Jaco einspricht.
Hallo Jaco und willkommen zu meinem Podcast.
[:[00:00:57] André: Erzähl uns ein bisschen darüber, wer du bist, Jaco und was du bei Botlierskop machst.
[:Während ich auf Kreuzfahrtschiffen in der Welt unterwegs war, habe ich in meiner Freizeit Video- und Fotoarbeiten für sie gemacht. Ich habe also eine langjährige Beziehung zu dem Anwesen und bin absolut gerne hier.
[:[00:01:46] Jaco: Also, wenn ich eine etwas längere Geschichte erzählen darf, möchte ich in den 1700ern beginnen.
Das gesamte Gebiet war bekannt für seine Gelbholzbäume und für die Gewinnung von Holzprodukten, und da gab es einen Herrn namens August Frederick Beutler dem dieses stück Land gehörte. Es gibt einen kleinen Berghügel der auf Afrikaans koppie genannt wird. Wenn Schiffe in den Hafen einliefen, zündete er auf dieser Anhöhe ein großes Feuer an. Und das war dann das Signal für alle Bauern in der Gegend, "hört her, ein Schiff ist auf dem Weg, also bringt bitte eure Produkte, damit ihr sie an die Schiffe verkaufen könnt."
nke also, dass alles seit den:[00:02:35] André: Das finde ich schön, denn das ist eines der Dinge, die ich an Botlierskop immer sehr geschätzt habe, nämlich dass die Gemeinschaft immer ein Teil von Botlierskop war und dass sie eng mit ihnen zusammenarbeiten. Es ist also sehr interessant zu sehen, dass es schon vor fast 300 Jahren so angefangen hat.
[:[00:03:14] André: Hier mache ich eine kurze Unterbrechung für die Zuhörer, die nicht wissen, was eine Impala ist. Eine Impala ist eine kleine Antilope, die man in vielen Wildreservaten und Nationalparks findet. Manche Leute verwechseln es mit einem Springbok, sie sehen sich schon sehr ähnlich. Also stellt euch eine kleine Antilope vor, die ein sehr gutes Happy Meal für die Löwen sind, wie wir immer scherzen.
[:Nicht nur die Löwen, auch die Geparden lieben sie. Aber ja, es gibt eine Menge dieser Antilopen in diesem Land. Aber zurück zu Dr. Dirk. Diese genetische Mutation führte am Ende dazu, dass diese Impala nicht gesund waren oder nicht allzu alt wurden. Seine Idee war es also, diese sehr seltenen Tiere zu schützen.
Er hatte zwei schwarze Impalas und kreuzte sie mit normalen Impalas. Auf diese Weise wurde der Genpool wieder vergrößert und auch wenn man nicht ausschließlich schwarze Impalas bekam, waren doch die schwarzen Impalas die man dann am Ende bekam, viel gesünder. Inzwischen ist die Impala-Population so stark angewachsen, dass sie zu fast 50% aus Schwarzen Impalas besteht.
[:[00:04:26] Jaco: Dr. Dirk wollte dann den Tourismus in die Bemühungen zum Schutz der Wildtiere einbeziehen. Zusammen mit seinem Sohn Arnold, dem jetzigen Besitzer, begannen sie dann, das Touristische einzubringen.
Sie begannen buchstäblich in ihrem eigenen Farmhouse, in ihrer Küche mit der Zubereitung von Kaffee, Tee und Snacks für die Gäste, die zu einer Pirschfahrt anreisten.
Im Jahr:Natürlich gab es zwischendurch auch Herausforderungen vor allem Naturereignisse, aber egal wie schlimm die Waldbrände oder die Überschwemmungen waren, die Familie hielt zusammen und wuchs weiter, und alle haben auf noch Besseres gezielt.
[:Aber der Hauptzweck des Reservats ist doch der Schutz der wilden Tiere, oder?
[:Und ich denke, das hat uns wirklich an den Punkt gebracht, an dem wir jetzt sind, wo wir den Gästen die Möglichkeit gegeben haben, den Busch und die afrikanische Tierwelt zu erleben. Sie haben aber auch die Möglichkeit, sich aktiv an der Erhaltung zu beteiligen, auch wenn es nur in finanzieller Hinsicht ist.
[:erhalten und sicherzustellen, dass für die Tiere gut gesorgt wird. Denn Naturschutzprojekte kosten viel Geld. Verstehe ich das richtig?
[:Denn Naturschutz kann sich nicht auf die 5000 Hektar beschränken, die wir hier haben. Wir müssen viel weiter schauen als das. Deshalb erstrecken sich unsere Naturschutzprojekte durch den Kontinent bis weit nach Nordafrika. Wo die Tiere sind, wo es Freiwillige gibt, die bereit sind zu arbeiten, aber nicht die Mittel haben, die sie brauchen, um diese Arten erfolgreich zu schützen.
Und in einigen dieser Länder ist es wirklich so, dass einige von ihnen buchstäblich immer noch von Kriegen zerrüttet sind und Tierkolonien bis zum Aussterben ausgerottet wurden. Jetzt müssen wir diese Tiere aus den Nachbarländern zurück in ihren natürlichen Lebensraum bringen.
Wir alle wissen, was ein Flugticket heutzutage kostet. Es geht aber nicht nur um die Flüge, es ist die Medizin. Es ist das Personal, das ausgebildet werden muss, um sich um die Tiere zu kümmern. Aber es sind auch die anti-Wilderer Einheiten, die diese Arten schützen müssen. Das ist der andere Teil der Kosten für den Naturschutz, der vielen Menschen gar nicht bewusst ist.
[:[00:07:34] Jaco: Ich möchte hier drei Projekte hervorheben, bei denen wir die besten Ergebnisse gesehen haben. Laß mich mit einem Projekt beginnen bei dem wir gebietsfremde Pflanzenarten entfernen. Wir nennen das hier Alien Vegetation.
Bei uns gibt es viele Flechtbäume oder Wattle Trees, und die sind sehr durstig. Die saugen also unsere Flüsse und unseren Grundwasserspiegel buchstäblich leer, deshalb gibt es große Projekte zur Beseitigung dieser Flechtbaumarten. Aber als wir anfingen sie zu entfernen, dachten wir ein bisschen anders darüber.
Wir sagten uns, okay, wir können diese Bäume jetzt einfach entfernen, und was das angeht haben wir einen tollen Job gemacht. Aber wie können wir mehr daraus machen? Wie können wir auch andere Elemente für die wir hier auf dem Grundstück stehen, mit einbeziehen?
Und das erste war der Gemeinschaftsaspekt. Wir haben also einem Herrn aus der Gemeinde die Möglichkeit geboten sein eigenes Holzverarbeitungsunternehmen zu gründen, in dem er ein Team von Arbeitern beschäftigt.
Dann geht er hin und fällt all diese Bäume und wir kaufen das Holz von ihm und verwenden es in unseren Kaminen. Auf diese Weise zerstören wir also die fremden Pflanzen und haben gleichzeitig ein Unternehmen gegründet das der Gemeinde mit Arbeitsplätzen hilft. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, pflanzen wir für jeden Baum, den wir entfernen, einen einheimischen Baum wieder ein.
Auf diese Weise entfernen wir nicht nur die Dinge, die das Grundstück zerstören, sondern pflanzen auch diese schönen großen, üppigen Bäume wieder ein, die in diesem Gebiet eine wichtige Rolle spielen.
[:[00:09:14] Jaco: 100%
[:Was ist eines der anderen Projekte über die du mit uns sprechen möchtest?
[:Dieser Vogel ist in der Gegend sehr bekannt, aber aufgrund der vielen Rinderfarmen in der Gegend starben all diese Vögel, sobald die Farmen Organophosphat-Dipmittel für das Vieh verwendet haben. Jahrelang konnten wir auf unseren Giraffen und Büffeln sehen, wie diese Vögel damit beschäftigt waren, alle Zecken und Parasiten abzufressen. Und plötzlich waren sie einfach weg.
Es war also an der Zeit, sie zurückzubringen. Aber, wir können nicht einfach eine neue Vogelkolonie reinholen, denn dann gehen sie raus, fressen wieder dieselben Pestizidverseuchten Zecken und die ganze Kolonie wird erneut verschwinden.
Und jetzt kommt's weshalb ich diese Geschichte liebe, denn Bildung ist für mich ein ganz großer Teil des Naturschutzes.
Wir mussten die Landwirte in der Gegend aufklären, damit sie wissen, dass diese Organophosphat-Dippmittel nicht nur schlecht für die Qualität des Fleisches sind, sondern auch für diese schönen Vogelarten.
Die Vögel sind verschwunden und sie haben festgestellt daß die Zecken auf ihren Tieren immer mehr wurden. Sie mußten dann mehr Dippmittel verwenden und so setzte sich dieser schlechte Kreislauf fort. Wir haben also mit allen benachbarten Landwirten vereinbart daß sie vogelfreundlichere Dippmittel gebrauchen, und wir konnten all diese Vogelkolonien zu uns holen.
Es dauerte etwa zwei bis drei Monate, während derer sie in einem Gehege gehalten werden mußten damit sie sich an die Temperaturen gewöhnen konnten, und dann ließen wir sie frei.
Und das ist jetzt die zweite Saison, in der die Kolonie tatsächlich gewachsen ist. Ich denke also, dass wir ein wirklich erfolgreiches Projekt haben, um diesen kleinen Vögeln zu helfen, zu gedeihen und wieder einmal den positiven Effekt zu haben, dass sie alle Zecken von den Rindern fressen und die Landwirte müssen keine schlechten Dips mehr verwenden.
[:[00:11:43] Jaco: Nein, das war es definitiv nicht.
Was du gesagt hast, ist so wahr und ich glaube nicht, dass ein Naturschutzprojekt in diesem Sinne einfach ist.
Genau wie du sagst, gab es für die Bauern anfangs natürlich zusätzliche Kosten durch die teuren oxspeckerfreundlichen Dips die sie verwenden mußten, aber am Ende des Tages, nach drei Jahren in dem wir dieses Projekt haben, denke ich daß auch sie die Vorteile auf ihrer Seite langsam wahrnehmen. Sie müssen jetzt weniger Dips und Pesticide verwenden und es ist auch für die Tiere viel gesünder.
[:Ich glaube, ihr hattet noch ein drittes Projekt, auf das ihr ziemlich stolz seid.
[:In ihren Augen sind wir für ein Soft-Release-Reserve bekannt. Ich ermutige alle ein bisschen mehr über die Ashia und ihre Arbeit zu lesen, das ist großartig.
[:[00:12:56] Jaco: Um es kurz zu halten, Ashia setzt sich intensiv für den Schutz von Geparden ein, insbesondere durch das Aufspüren und die Rettung von Jungtieren die oft in den illegalen Haustierhandel geraten.
Sie arbeiten daran diese Tiere aus gefährlichen Situationen zu befreien, insbesondere in kriegsgebeutelten Ländern, und bringen sie in Sicherheit. Das Ziel ist es diese Geparden gesund in die Wildnis zurückzuführen und langfristig den Genpool zu erweitern, da die geringe Population in freier Wildbahn zu Problemen wie Inzuchtkrankheiten führt.
Und wo wir in diese Geschichte reinpassen, ist mit den zwei jungen Geparden die wir vor kurzem bekommen haben: Percy und Jackson. Diese beiden Jungs sind überhaupt nicht verwandt, aber als sie aus zwei verschiedenen Reservaten zu uns kamen wurde sehr schnell klar, dass die beiden sich doch sehr gut verstehen.
Sie begannen gemeinsam zu essen, es gab keine Kämpfe und darum haben wir beschlossen, dass diese beiden tatsächlich zusammen verschickt werden können. Da viele dieser Geparde von klein auf bei Ashia waren, musste Ashia ihnen das Jagen beibringen bzw. wie sie ihre Jagdinstinkte aktivieren können. Was gar nicht so einfach ist, wenn man keine direkte menschliche Interaktion mit den erstaunlichen Katzen haben will.
Das Problem ist, Geparden prägen sich extrem schnell auf den Menschen. Und das ist genau das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen, oder?
[:Und deshalb ist es bei Geparden wirklich sehr, sehr schwierig.
[:Die nächste Phase Ihres Rewilding-Prozesses, wie wir es nennen, ist dann ein Soft Reserve. So wie wir also. Denn wir haben keine riesigen Flächen, keine 100, 200 Tausend Hektar auf denen Sie nach Nahrung suchen können.
Weil wir ein bisschen kleiner sind, ist es für sie einfacher, denn jetzt müssen sie nicht nur lernen, wie man jagt, sondern auch, was man jagen kann und was man nicht jagen kann.
[:[00:15:08] Jaco: Ich kann dir eine kurze Geschichte erzählen die ich mit eigenen Augen gesehen habe, nachdem Percy und Jackson aus der einen Boma entlassen wurden, also so nennen wir hier die Auswilderungsgehege, in dem sie zwei Wochen verbracht haben.
Sie fingen an ein paar Dinge zu jagen und wir sind ihnen eines Tages gefolgt um zu sehen wie es den Jungs geht, ob sie wenigstens was fangen. Und als wir die Beiden sahen war da ein Nashornbaby in der Nähe und die Beiden dachten, hm, das sieht nach nem netten kleinen Snack aus, mal sehen, ob wir den Kerl kriegen. Und tatsächlich fingen sie an, näher und näher zu schleichen.
Und als sie noch etwa 50 Meter entfernt waren, kam diese gigantische Nashornmutter mit erhobenem Horn um den Busch herum und war bereit, alles zu zerstören. Ich habe noch nie einen Geparden derart schnell rennen sehen.
[:[00:16:05] Jaco: Ich glaube, die Beiden haben schnell gemerkt, okay, wir müssen nach was Anderm suchen.
Das wird definitiv nicht funktionieren. Sie sind jetzt seit Februar 24 bei uns und sie machen sich einfach großartig. Sie jagen für sich selbst, sie haben gemerkt daß Impala und Wasserböcke ihre Favoriten sind, aber ab und zu erlegen sie auch ein oder zwei Gnu's.
Ich glaube daß vielen Menschen nicht bewußt ist wie gefährdet Geparden sind, und deswegen ist diese erstaunliche Arbeit von Ashia so unglaublich wichtig.
[:[00:16:57] Jaco: Nein das ist wirklich wahr.
Und jetzt, wo du es erwähnt hast, wir haben festgestellt dass es zwei Arten von Gästen gibt. Es gibt die fotomachenden Gäste, die wollen ganz hinten sitzen, was ja nichts schlechtes ist. Und dann gibt es die neugierigen Gäste, die mehr als nur die üblichen Fragen haben.
Man muss also darauf achten, dass man mehr als nur ein oder zwei Geschichten erzählt. Man muss das Ganze zu einem wirklich großen Erlebnis machen. Und ich glaube, das ist es, was unsere Ranger so unglaublich machen. Dass sie genau das richtig gut können. Sie lieben die neugierigen Gäste genauso wie die Gäste, die viele Fotos machen und diese mit ihrer Familie teilen wollen.
Und am Ende des Tages wenn wir den Standpunkt des Naturschutzes betrachten, denke ich dass beide Arten von Gästen sehr wichtig sind. Die einen geben es durch Bilder weiter und die anderen durch die Geschichten.
[:[00:17:55] Jaco: Also, mein Lieblingstier, das ist das Nashorn. Ich habe mich schon in jungen Jahren in die Nashörner verliebt und davor liebte ich die Dinosaurier. Als ich also das erste Mal einen Nashorn in echt sah, dachte ich, "das ist ein Dinosaurier, sieh dir das Ding an, das muss ein Dinosaurier sein."
Und für mich ist es einfach so, dass sie eigentlich sehr friedlich sind. Und wenn man im Busch unterwegs ist und einen Nashorn sieht, dann ist alles in Ordnung. Solange du ihm einfachst zeigst, dass du keine Bedrohung für ihn bist, sind sie die friedlichsten und ruhigsten Tiere. Und bei der Wilderei sind sie derzeit Außenseiter.
Und ich werde immer auf der Seite des Außenseiters stehen.
[:Vielen lieben Dank, Jaco, für deinen Beitrag heute und vielen Dank an alle unsere Zuhörer, die heute mitgemacht haben. Wir haben über das Botlierskop Wildreservat an der Garden Route in Südafrika gesprochen und über einige der Projekte an denen sie arbeiten.
Das nächste Gespräch gibt es in etwa einer Woche. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Zuhören und bitte gebt uns eine Bewertung auf Spotify oder Apple und erzählt anderen von diesem Podcast. Bis zum nächsten Mal.