Episode 12

Namibia: Wie Hilma den Kindern in abgelegenen Dörfern hilft, die Welt um sie herum zu verstehen

Was passiert, wenn ein Kind, das in einem abgelegenen Dorf aufwächst, nie eine Landkarte, ein Buch oder eine Geschichte über die Welt jenseits seiner Heimat sieht? Hilma Weber weiß das aus erster Hand - und sie ist auf einer Mission, das zu ändern.

In dieser Folge sprechen wir mit Hilma über ihre Reise von Namibia in die Schweiz und darüber, wie ihre Leidenschaft für Bücher sie dazu brachte, Bücherkisten für unterprivilegierte Kinder zu erstellen. Wir tauchen ein in ihren wunderschön illustrierten Kinderbilderatlas von Namibia und Afrika, erfahren, warum Karten die Neugierde wecken und wie sie die Liebe zum Lesen weckt.

Außerdem hören wir eine witzige Geschichte über einen brüllenden Wettbewerb, der einige Hühner in Angst und Schrecken versetzte! 🦁📖🐔

 

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Hilma Weber website: https://hilma-weber.com/

Beispiele von Hilmas Büchern: https://hilma-weber.com/books/

-             Children’s Picture Atlas of Namibia

-             Children’s Picture Atlas of Africa

-             The Treasure Hunt (A Tale of Friendship)

-             Hear Me Too

-             The Feelings

Development Workshop Namibia: https://dw-namibia.org/ecd.php

Information über die Sahelzone: https://de.wikipedia.org/wiki/Sahelzone

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Sound credits: uppbeat.io/ und https://pixabay.com/

Transcript
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[00:00:09] André: Hallo und willkommen zu einer neuen Folge von diesem Podcast.

Diejenigen unter euch, die mich kennen, wissen, dass ich neben allem, was mit Afrika zu tun hat, auch ein riesen Fan von Büchern bin. Ich schenke den Kindern in meinem Familien- und Freundeskreis regelmäßig Bücher und habe vor etwa vier Jahren einen ziemlich erfolgreichen Buchclub gegründet.

Deshalb freue ich mich, in der heutigen Folge zwei meiner Leidenschaften miteinander zu verbinden.

Mein Gast ist Hilma Weber. Hilma ist in Namibia aufgewachsen und wurde vor einigen Jahren dazu inspiriert, den weniger begünstigten Kindern in ihrem Geburtsland den Zugang zu Büchern zu erleichtern. Dies hat sie wiederum dazu inspiriert, selber mehrere Kinderbücher zu schreiben. Ich freue mich, dass sie heute dabei ist.

Das Originalinterview könnt ihr übrigens in meinem englischen Podcast hören. Lieben Dank an dieser Stelle an Bettina Schade, die hier auf deutsch für Hilma einspricht.

Hallo Hilma, herzlich willkommen!

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[00:01:15] André: Das erste Buch, das du geschrieben hast, heißt "My Children's Picture Atlas of Namibia". In unserem ersten Gespräch hattest du erwähnt, dass viele der Kinder in Namibia ihre Dörfer noch nie verlassen haben. Und mit diesem Buch wolltest du diesen Kindern, unter anderem, helfen zu verstehen, wo sie in der Welt reinpassen. Was außerhalb der Dörfer liegt, jenseits der nächsten Hügel, jenseits der nächsten Sanddüne, jenseits dessen was sie sich vorstellen können.

Erzähl mir davon, denn ich denke, du hast da persönliche Erfahrungen.

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[00:02:14] André: Okay.

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"The Children's Picture Atlas of Namibia" ist ein visuelles, interaktives Buch über Namibia. Es stellt die Geografie, die Menschen, die kulturelle Vielfalt, Landschaft, und die Tierwelt vor.

Und ein bisschen geht es auch auf die Struktur der Regierung ein. Das ist alles wirklich sehr einfach erklärt, und sehr schön illustriert, so dass es wirklich für alle geeignet ist, vom Kleinkind bis zum Alter von zwölf Jahren, und sogar für Erwachsene.

Ich habe ein Feedback von einer Frau bekommen, die aus Europa kommt und jetzt in Namibia lebt, und sie hat mir geschrieben, "Ich glaube nicht, dass Sie wissen, dass ihr Buch auch für Leute wie mich, die gerade erst nach Namibia gezogen sind und sich erst noch zurechtfinden müssen, wirklich nützlich ist". Also, es ist wirklich für alle Altersgruppen geeignet.

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[00:03:33] Hilma: Auf jeden Fall. Ich habe einen Kindergarten in Omaruru besucht, und das Feedback, das ich von den Lehrerinnen bekam, war wirklich herzerwärmend. Die Kinder waren ganz aufgeregt, weil sie jetzt auf eine Landkarte schauen und sagen können, "Oh, meine Mutter kam von da, aus Outjo oder von dort, aus Rehoboth".

Es öffnet und es erweitert wirklich ihren Horizont.

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Und ich bin auch immer ganz neugierig auf den Moment, wenn Kinder anfangen zu verstehen, was eine Landkarte wirklich darstellt. Denn ich denke, wenn man vier, fünf, sechs Jahre alt ist, ist es nur ein großes Bild und man versteht nicht wirklich, wie weit, zum Beispiel, Omaruru von Windhoek ist. Ich schweife hier ab, aber ich finde diesen Moment bei Kindern wirklich sehr faszinierend.

In unserem ersten Gespräch hast du mir von deinem Lebensweg erzählt, vom Aufwachsen in einem Dorf im Norden Namibias, bis zu deinem Leben in der Schweiz mit deinem Mann und deinem Sohn. Ich war nicht nur von dem inspiriert, was du getan hast, um Bücher zu ärmeren Kindern in Namibia zu bringen, sondern auch von den Büchern, die du geschrieben hast.

Erzähl uns von den Anfängen deines Projekts, Bücher zu diesen Kindern zu bringen. Ich glaube das hat mit dem Vorlesen in Kindergärten begonnen. Ist das richtig?

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Sie waren sehr begeistert und wollten immer mehr davon. Da haben die Erzieherinnen gefragt, ob das Vorlesen nicht regelmäßiger stattfinden könnte.

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[00:05:24] Hilma: Ja, das war in Windhoek, in einer der informellen Siedlungen, oder was in Südafrika ein "Township" genannt wird. Manche Leute bezeichnen das als "Slums". Die Menschen leben dort in ungeplanten Strukturen ohne Dienstleistung, ohne Zugang zu Wasser, Strom und so weiter. Also, da haben wir angefangen.

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[00:05:45] Hilma: Das hat sich dann zu einem größeren Programm entwickelt. Am Anfang war es dann nur die Idee, "okay, lasst uns den Kindern vorlesen". Als wir dann die positive Resonanz der Kinder und auch der Lehrer sahen, dachte ich, dass wir etwas langfristiges und nachhaltigeres machen müssen. So kam ich auf die Idee, Bücherkisten aufzustellen wie kleine Bibliotheken.

Wir haben von Entwicklungspartnern und Unternehmen Unterstützung bekommen, damit diese Bücherkisten aufgestellt und verteilt werden konnten, und dann hatten die Kinder Zugang zu Büchern.

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[00:06:35] Hilma: Ja, das stimmt, mehr als 100 Boxen sind inzwischen verteilt worden. Es fing damit an, dass wir gespendete Bücher gesammelt und in Kisten gepackt haben, die wir in einem Campingladen gekauft hatten. Metallboxen, um sicherzustellen, dass die Bücher auch bei Regen trocken bleiben.

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[00:06:56] Hilma: Wir packen immer ungefähr 20 Bücher in eine Box. Manchmal sind sie unterschiedlich, denn wenn man nicht zwei gleiche Bücher oder eine Reihe von gleichen Büchern bekommt, dann mischt man eben die Themen. Es kann wirklich ein bunter Mix von Büchern sein, mit verschiedenen Themen wie Formen, Farben, frühe Lesefähigkeiten wie das Lernen des Alphabets, oder einfach nur Geschichten.

Sie sind für Babys und Kinder bis zum Alter von sechs Jahren geeignet, denn das ist die Altersgruppe von Kindern, die in den Kindergarten gehen. In Namibia sind die Kindergärten mit der Kinderbetreuung kombiniert, so wie Kindertagesstätten. Die Mütter gehen vier Monate nach der Geburt wieder zur Arbeit und dann sind die Babys in diesen Kindergärten.

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[00:07:47] Hilma: Ja, bevor sie in die erste Klasse kommen, damit sie in diesen grundlegenden ersten Jahren bereits Zugang zu Büchern haben.

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[00:08:05] Hilma: Auf jeden Fall.

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[00:08:10] Hilma: Das wird informell gemacht. Wir sammeln diese Bücher und verteilen sie einfach.

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[00:08:36] Hilma: Dieser Afrika-Atlas ist wirklich für uns alle gedacht. Damit meine ich für alle Afrikaner und alle anderen, die mehr über Afrika erfahren, oder mehr von Afrika wissen möchten.

Als ich die positive Resonanz auf den "Kinderatlas von Namibia" sah, dachte ich, dass es ein ähnliches Buch über Afrika geben könnte. Denn selbst ich, als gebürtige Afrikanerin, hätte gerne sowas.

Denn, Afrika wird als "ein Kontinent der Gemeinsamkeiten" gesehen, was in gewisser Weise auch stimmt, aber nicht ganz, denn Afrika ist doch so vielfältig.

Die Landschaft, die Kulturen, die Traditionen, die tausenden Sprachen, die Tierwelt, die Vegetation, die Küche und so vieles mehr.

Mein Ziel war es also, uns allen diese Vielfalt zu vermitteln. Jemand wie ich, der aus dem südlichen Afrika kommt, weiß zum Beispiel nicht viel über West- oder Nordafrika und, obwohl wir beide Afrikaner sind, kann es sein, dass wir nicht viele Gemeinsamkeiten haben, außer eben, dass wir beide Afrikaner sind. Verstehst du, was ich meine?

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[00:09:43] Hilma: Und die andere Sache ist, dass Menschen aus anderen Kontinenten auch viele Vorurteile haben. Zum Beispiel, dass Afrika dieser unterentwickelte Kontinent ist, und einfach nur "wild".

Ich wollte aufzeigen, dass es in Afrika neben der wunderbaren Natur auch Städte gibt, alle Arten von Verkehrsmitteln, genau wie in anderen Teilen der Welt. So kam ich auf die Idee, einen ähnlichen Atlas zu machen, aber über Afrika. Und ich wollte, dass die Leute lernen, dass Afrika nicht nur ein einziger großer Ort ist. Es ist ein Kontinent mit über 50 Ländern, mit ganz unterschiedlichen Menschen, Kulturen Traditionen, Küchen.

Das klarzumachen, war mein Ziel.

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[00:10:49] Hilma: Oh ja.

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[00:10:55] Hilma: Ja, Kisuaheli ist schon fertig, ich habe ihn im Dezember 24 übersetzen lassen. Es sollte also irgendwann jetzt Anfang 2025 rauskommen. Und Arabisch habe ich auch auf dem Radar, ja.

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Aber dann war ich im Dezember in Marokko und dort ist es wieder anders. Die Leute, mit denen ich dort gesprochen habe, sehen sich schon eher als Teil von Afrika. Und ja, es gibt eine Verbindung zur arabischen Welt, aber sie sehen sich doch eher als Teil Afrikas. Ich denke also, dass dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit eher aus dem westlichen, östlichen und südlichen Afrika kommt als aus dem Norden.

Aber ich denke, es wäre großartig, auch eine arabische Version zu haben.

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[00:12:01] André: Gab es etwas, das du selbst über Afrika gelernt hast, als du dieses Buch geschrieben hast?

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[00:12:13] André: Okay.

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[00:12:30] André: Spannend, tja, man lernt eben nie aus.

Du hast auch noch ein paar andere Bücher geschrieben. Die Bücher sind, glaube ich alle auf deiner Webseite gelistet, und ich werde einen Link zu dieser Webseite in die Shownotes machen. Aber erzähl uns doch von zwei deiner Lieblingsbücher, die du geschrieben hast.

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Das eine ist ein Buch über Gefühle, es heißt "The Feelings". Ich habe dieses Buch für ein Projekt in Namibia geschrieben. Es ist ein "Pro Bono Buch" und es wird kostenlos an die Kinder in Namibia verteilt.

In der Geschichte geht es um soziales und emotionales Wachstum. Sie ermutigt die Kinder, ihre Emotionen kennenzulernen, sie zu benennen und zu bewältigen, und fördert so auch die emotionale Intelligenz. Denn, Emotionen sind so wichtig und oft wird Kindern, vor allem Jungen gesagt, sie sollen nicht weinen oder du darfst nicht weinen, weil du ein Junge bist und so weiter.

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[00:13:33] Hilma: Mein zweites Buch, mein Lieblingsbuch, ist noch nicht erschienen. Es heißt "Beautifully Different" und der Titel sagt alles. Das Thema "Diversity" liegt mir sehr am Herzen.

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[00:13:45] Hilma: Ja, also dieses Buch ist mein nächstes Buch, und es ist eine Geschichte über Freundlichkeit, Freundschaft und die Schönheit der Vielfalt. Es zeigt wirklich, wie unsere Unterschiede uns außergewöhnlich machen.

Oft benutzen wir Vielfalt, um auf die nicht so netten Dinge hinzuweisen, die uns anders machen. Aber Vielfalt macht uns wirklich stark.

Das sind also meine beiden Lieblingsbücher.

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Und er sagte, das liegt daran, dass wir unsere Unterschiede feiern. Wir feiern unsere Vielfalt. Ich denke also, dass dein Buch, in dem es darum geht, das Anderssein zu feiern, eine sehr wichtige Lehre für viele Menschen in der Welt sein wird.

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[00:14:49] André: Ich auch. Ich bin sehr gespannt, das Buch dann zu lesen, wenn es da ist. Aber sag mal, Hilma wo kann man denn deine Bücher kaufen?

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[00:15:07] André: Okay, super. Aber ich nehme an, die Zuhörer können auch deinen Namen einfach googeln, «Hilma Weber», und werden dann die Bücher finden bei ihnen in der Nähe.

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[00:15:18] André: Hast du ein paar lustige oder herzerwärmende Geschichten aus der Zeit, wo du den Kindern diese Bücher vorgestellt und vorgelesen hast?

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Und sogar ein paar Hühner, die dort in der Nähe herumliefen, bekamen Angst, und fingen an, überall herumzurennen. Und die Kinder hatten natürlich ihren Spaß und sagten, "oh, wir sind die Löwen, die Hühner haben Angst vor uns". Ja, das war ziemlich lustig, alle hatten Spaß.

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Wann haben wir denn als Erwachsene aufgehört Spaß zu haben? Ich meine, Erwachsene würden jetzt nicht mehr so brüllen und so einen Wettbewerb veranstalten. Es gibt, glaube ich, leider, ein gewisses Alter, wenn wir das Gefühl haben, dass wir damit aufhören müssen. Und das ist schon irgendwie schade, oder?

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[00:16:21] André: Hilma, ich schließe meine Episoden immer mit zwei Fragen über Favoriten ab und da bist du heute auch keine Ausnahme. Sag mir, was ist dein Lieblingsort in Namibia, an dem du dich gerne aufhältst oder Zeit verbringst?

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[00:16:35] André: Ach ja?

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[00:16:50] André: Das kann ich sehr gut verstehen. Und welches ist dein Lieblingstier?

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Aber ich finde Giraffen so ruhig, so gelassen. Ich beobachte sie gerne, und sie sind selbst so aufmerksam, und sie bewegen sich so elegant auf ihren beiden langen Beinen. Also ich liebe sie einfach.

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Hilma, vielen, vielen Dank für deine Zeit heute.

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[00:17:33] André: Sehr, sehr gerne. Und wenn es Leute gibt, die Bücher oder Geld für dieses Projekt spenden möchten, können sie sich dann über deine Webseite mit dir in Verbindung setzen, oder wie geht das am besten?

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[00:17:54] André: Super und danke dir nochmal.

Heute haben wir mit Hilma über ihre Leidenschaft gesprochen, Kinder in Namibia mit Büchern vertraut zu machen und darüber, wie dies dazu geführt hat, dass sie selbst Bücher geschrieben hat, um den Horizont vieler Kinder zu erweitern, die in der Vergangenheit vielleicht keinen Zugang zu Büchern hatten.

Du findest Links zu Hilmas Webseite in meinen Shownotes. Und wenn du Fragen, Kommentare oder Vorschläge für mich hast, schicke mir gerne eine E-Mail an podcast.africawithandre.com.

Bis zum nächsten Mal.

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André Thomas

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